Im Frühling ruft alles nach Freiheit, Bewegung und Tatkraft. Zusammen mit der Gallenblase begleitet uns die Leber durch den Frühling. Die Leber kannst du dir wie die Freiheitskämpferin unter den Organen vorstellen. Sie treibt dich an deine Ideen umzusetzen, für deine Wahrheit einzustehen und weitere Schritte für deine Selbstentfaltung zu gehen. Selbstentfaltung ist überhaupt das Thema der Leber und auch für uns Frauen – vor allem dann, wenn wir ihr keine Achtung schenken…
Unter Selbstentfaltung verstehe ich vor allem die alltäglichen persönlichen Freiräume, die wir Frauen oft (noch) zu wenig nutzen. Meist hatten wir weibliche Vorbilder, die es uns vorgelebt haben, dass die eigenen Bedürfnisse nicht wichtig sind. Bescheidenheit, Zurückhaltung und Gehorsam waren die Tugenden der Zeit unserer Ahninnen. Es ist möglich, dass Frauen ihren Platz nicht einnehmen, weil sie es nie gelernt haben. Sie haben nicht gelernt, wie es sich anfühlt in ihrer wahren Kraft und Stärke zu stehen.
Ich beobachte vor allem hier auf dem Land, dass Frauen sehr darauf achten nicht anzuecken, nicht zum Gespräch zu werden und sich so zu verhalten, dass sie nicht auffallen. Sich immer zurückzuhalten und dem eigenen Selbst nur wenig Raum zu schenken, kann Enge sowie Ohnmacht und Abhängigkeiten auslösen. Und das gefällt der Leber gar nicht.
Selbstentfaltung – der Schlüssel aus der Enge
Das Korsett, das die Frauen einschnürt und darin begrenzt, ihren Raum einzunehmen, kann ganz unterschiedlich aussehen. Oft sind es die Erwartungen von außen, die viele Frauen gefangen halten – Konzepte von außen oder die Meinungen der Anderen.
„Was sollen die Leute denken?“
„Da würde ich meine Eltern enttäuschen.“
„Das würde mein Partner nicht verstehen…“
„Die Kinder brauchen mich noch…“
„Aber das sind doch Hirngespinnste…“
sind typische Sätze von Frauen, die sich selbst zu wenig Raum schenken und somit ihrer Selbstentfaltung im Weg stehen.
Bei vielen Frauen ruft es jedoch in ihren persönlichen Bereichen, wie z. B. in ihren Beziehungen, ihrem tagtäglichen (Er)Leben oder in ihrer Freizeitgestaltung, nach mehr Freiraum… Jede Frau hat ein anderes Bedürfnis nach Freiheit und Entfaltung. Manche fühlen sich in ihrem Beruf gefangen. Andere erleben es als beengend, weil sie jeden Sonntag ihre Schwiegereltern besuchen „müssen“.
Diese Begrenzungen können sich auch körperlich ausdrücken – besonders, wenn sich die Limitierungen bereits sehr tief manifestiert haben und die Frau daran hindern ihrer Seelenaufgabe nachzukommen.
Diese bringen die Leberenergie während des Menstruationszyklus ins Stocken. Wie du vielleicht in meinem letzten Beitrag gelesen hast, ist es die Aufgabe der Leber für einen reibungslosen Fluss von Qi und Blut zu sorgen. In der TCM spricht man von Leber-Qi-Stagnation, wenn dieser freie Fluss nicht mehr da ist. Dieser Stau ist bei Frauen oft der Auslöser für PMS.
Speziell in der letzten Woche vor der Menstruation leiden die Frauen unter den verschiedensten Symptomen, die meist erst nach Eintreten der Menstruation besser werden.
Typische Symptome des PMS:
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- geschwollene, knotige, empfindliche Brüste (Mastodynie, Mastopathie)
- Depressionen
- Gereiztheit
- Kopfschmerzen
- Verdauungsbeschwerden (Blähungen, Verstopfung, weiche Stühle, Völlegefühl)
- Ruhelosigkeit
- Bauchkrämpfe
Viele Frauen werden in der zweiten Zyklushälfte unrund und reagieren emotional, aggressiv oder auch passiv-aggressiv – vor allem jenen gegenüber, denen sie (bewusst oder unbewusst) die Schuld für ihr Dilemma zuschreiben… Die unterdrückte Freiheit möchte sich Luft verschaffen. Viele Frauen fressen ihren Frust aber auch in sich hinein, da sie das Gefühl haben, ihre Bedürfnisse wären für andere nicht zumutbar. Manche Frauen suchen sich ein Ventil z. B. yangigen Sport. Bewegung entstaut zwar die Leber, zu viel Sport kann das Yang aber noch mehr nach „oben“ pushen und zu anderen yangigen Symptomen wie Migräne, Kopfschmerzen, Herzklopfen, Schlafstörungen, innere Unruhe etc. führen.
Einzig und allein durch die Veränderung der Umstände kann die Frau aus dem Hamsterrad aussteigen. Und hier braucht es die absolute Ehrlichkeit – zunächst einmal zu sich selbst:
- In welchen Bereichen fühlst du dich unfrei? Wozu fühlst du dich gezwungen?
- Welche Anteile möchten mehr gelebt werden?
- In welchen Bereichen deines Lebens hältst du dich zurück?
- Welche äußeren Umstände zwingen dich (scheinbar) in ein Korsett?
- Was sind deine Argumente gegen eine Veränderung?
- Was könnten erste Schritte für mehr Freiraum sein?
- In welchen Situationen fühlst du dich frei?
- Was gibt dir Leichtigkeit?
Ich möchte dich nicht dazu animieren eine spontane Radikalveränderung vorzunehmen. Denn es gilt immer auch zu schauen, ob du dich möglicherweise aus einer unangenehmen Situation davonstehlen möchtest. Fühlst du dich angesprochen, dann sei hier bitte ganz ehrlich und bewege die Frage in die Tiefe: Handelt es sich um Flucht oder um einen tiefen Wunsch nach Veränderung? Es ist ein Schattenaspekt von uns Frauen, auf Rückzug zu gehen, uns zu isolieren, aufzugeben und zu flüchten.
Heiße Emotionen und unterdrückte Bedürfnisse
Die Gründe für PMS sind sehr komplex. Oft entsteht PMS durch Verdrängung und Unterdrückung, z. B. durch nicht ausgelebte oder unerfüllte Sexualität, Kreativität, Träume, unterdrückte Wut, unausgesprochene Worte. Alles, was du herunterschluckst und verdrängst, steht im Widerspruch zu dem, was sich deine Seele für dich wünscht.
Vielleicht möchtest du auch einmal einen Blick hinter deine scheinbare „Zufriedenheit“ werfen. Vielleicht liegt hier noch etwas verborgen…
So formuliere doch einmal für dich:
- Was sind deine ungelebten Träume?
- Welche Bedürfnisse ignorierst du?
- Wie kannst du ihnen mehr Raum geben?
- In welchen Bereichen bleibst du still, obwohl es nach Ausdruck ruft?
- Und was wäre, wenn du den Mut hättest dich mitzuteilen?
Wut sucht gerne ein Ventil. Das ist dann oft die andere Seite der Medaille. Bis zu einem gewissen Punkt ertragen viele Frauen ihr „Schicksal“ der lieben, braven, anspruchslosen Frau. Manchmal wird es der Leber aber zu viel. Das Leber-Yang ist nicht mehr kontrollierbar, explodiert buchstäblich und hinterlässt nach einem Wutanfall ein Feld der Verwüstung. Das verstehen viele Frauen unter „Dampf ablassen“.
Die Kraft von Wut lässt sich aber lenken und auch zielgerichtet einsetzen. Dann hat sie Potential. Wut möchte nicht einfach nur sinnlos über andere hinweg gefegt und verpufft werden. Wir können der Wut auch Ausdruck verleihen, wenn wir sie nicht unkontrolliert herauslassen. Für mein Empfinden ist es viel gesünder, sich vorher immer wieder zum Ausdruck zu bringen, seinen Platz einzunehmen und mit den eigenen Bedürfnissen sichtbar zu sein. Und ja, das braucht Mut – vor allem dann, wenn wir dies zum ersten Mal in unserem Leben tun. Aber wenn du dich erinnerst: Die Leber bestärkt uns darin. Sie ist die Freundin an deiner Seite, wenn es darum geht, für deine Freiheit einzustehen.
Neid und Eifersucht
Sehr unangenehme Aspekte, die ebenfalls PMS auslösen können, sind Eifersucht und Neid. Auch hier geht es um Raum – den vernachlässigten eigenen Raum und/oder die Missachtung bzw. Beanspruchung des Raumes eines anderen. Vielleicht ertappen wir uns auch hin und wieder dabei, dass wir den Raum einer anderen Frau beschmutzen. Wie auch immer sich diese Aspekte zeigen… Meist geht es um mangelnde Selbstfürsorge und darum, dass wir vergessen haben, wer wir sind und uns aus dem Licht in den Schatten gestellt haben. Die Selbstfürsorge ist Teil der Selbstentfaltung. Alles beginnt bei der Selbstfürsorge, die uns Frauen nährt. Sie ist wie ein unversiegbarer Brunnen. Ist die Liebe für uns selbst da, fehlt es uns an nichts.
Wenn die Leber zu wenig Blut zur Verfügung hat
Wenn die Leber als Verwalterin von Qi und Blut nur sehr wenig Blut zur Verfügung hat, dann wird sie unruhig. Wenn ein Fluss einen sehr niedrigen Wasserstand hat, wird es Stellen geben, in denen das Wasser nicht mehr richtig fließt, stockt oder sogar versiegt. Diesen Zustand mag die Leber gar nicht.
Blut ist in ihrer Essenz reines Yin. Wenn wir Frauen zu viel Blut verlieren, kann eine Leber-Qi-Stagnation entstehen und eine PMS ausgelöst werden.
Ursachen dafür sind:
- Zu starke oder zu lange Menstruationsblutung, zu kurze Zyklen
- Blutverlust durch eine OP oder Geburt
- Zu viel Yang im Alltag (z. B. Stress und zu viel Sport können das Yin schwächen)
- Unausgewogene Ernährung
- Milz-Qi-Schwäche. (Die Milz kann aus der Nahrung nicht genug Blut bilden)
- Mangelnde Selbstentfaltung (Du siehst: Die Katze beißt sich in den Schwanz.)
Ich werde demnächst ganz viel über das Blut schreiben. Dann wirst du erfahren wie du dein Blut nähren kannst. In erster Linie braucht es aber meist eine Kurskorrektur in deinem Leben, damit sich dein Blut wieder aufbauen kann…
Was du tun kannst, wenn sich die Anspannung zeigt
Deine Leber liebt Bewegung. Denn diese unterstützt den Flow von Qi und Blut. Wenn du gerne yangigen Sport machst (Alles was dich ins „Höher, Schneller, Weiter“ treibt), dann sei dir bewusst, dass du dabei auch deine Yin-Kräfte schwächst. Stimmiger wären intuitives Tanzen, Bauchtanz, Yin-Yoga, Restorative Yoga, Nordic Walking… Alles was dich entspannt, tut dir gut, z. B.
- Pranayama (Bewusstes Atmen bringt das Qi in Flow)
- Begegnung mit der Natur
- Kreativer Ausdruck: malen, schreiben, singen, trommeln
- Schüttelmeditation
- Lachen, gekitzelt werden, spontaner Sex
Weitere Möglichkeiten findest du hier.
Was deine Brüste lieben
Deine Brüste sind sehr stark mit der Leber verbunden. Wenn sich das Leber-Qi staut, dann leiden oft auch die Brüste unter Spannungsgefühlen und Empfindlichkeit.
Deine Brüste lieben:
- Liebevoll gestreichelt werden (von dir selbst, deinem Partner oder deiner Partnerin)
- Bewussten, achtsamen Sex
- Schüttelmeditationen, hüpfen und achtsames springen ohne BH
- Zusammen mit anderen Frauen sein, im achtsamen Dialog und beim kreativen Austausch über Projekte und Ideen.
- Deine Brüste werden auch durch den Support durch andere Frauen genährt.
- Die tägliche Berührung durch deine eigenen Hände – einfach dadurch, dass sie von dir gehalten werden
Auf Dauer spiegelt dir die Leber-Qi-Stagnation, in Form von PMS, den Wunsch nach Veränderung und Freiraum wider. Die Leber wünscht sich so viel mehr von dir – mehr Lebensfreude, mehr Wahrhaftigkeit, mehr Selbstbestimmung und Wachstum – genau wie deine Seele. Möglicherweise signalisiert sie dir längst: Es ist Zeit für dich.