Das Wetter zeigt sich im Herbst oft noch sehr unkonstant – zwischen Sonne bei 23 Grad und Nebel bei 10 Grad ist alles drin. Kein Wunder, dass die Poren nicht immer so schnell reagieren können und Wind und Kälte eindringen können. Für das Wei Qi (Immunsystem) eine echte Herausforderung, vor allem wenn wir es zusätzlich durch unseren oft zu schnellen Lifestyle und eine unausgewogene Ernährung strapazieren.
Wenn du das Gefühl hast, du bist nach einem Herbstspaziergang so richtig ausgekühlt und es kratzt bereits leicht im Hals, dann reagiere am besten schnell, damit die Kälte nicht noch in tiefere Schichten deines Körpers vordringen kann. Eine Erkältung breitet sich zunächst an der obersten Schicht der sogenannten Taiyang-Schicht aus. Diese ist buchstäblich die Eingangspforte für Wind, Nässe und Kälte.
Als Symptome einer Erkältung zeigen sich:
- Frösteln
- Evtl. Schnupfen mit weißem Sekret (Kälte)
- Leichtes Kratzen im Hals
- Evtl. Kopfschmerzen
- Nackensteifigkeit und Verspannungen
Um die Kälte aus den Körper zu treiben, braucht es offene Tore und eine Kraft, die die Kälte hinaus befördert. Übersetzt bedeutet das: Wir müssen schwitzen, damit sich die Poren öffnen. Der ungebetene Gast muss von innen nach außen gebracht werden. Somit ist es sinnvoll etwas zu sich zu nehmen, damit es aus dem Inneren wirken kann z. B. Nahrungsmittel oder Kräuter, die stark erhitzend sind wie Ingwer, Fenchel, Zwiebeln, Zimt oder sogar Chilli. Sie sollten dich auf jeden Fall richtig schön ins Schwitzen bringen. In dieser Phase sind sogar Glühwein oder Tee mit Rum erlaubt – aber bitte nicht betrinken 😉
Die Sauna empfehle ich nicht so gerne. Denn nach dem Schwitzen sind die Poren weit geöffnet. Ein kleiner Zug kann nach dem Saunagang ausreichen, um die Kälte nach innen zu bewegen.
Also lieber ein heißes, ansteigendes Fußbad mit Ingwerscheiben, Rosmarinöl oder Beifuß. Besonders schön ist eine Schröpfmassage am Rücken. Am Rücken befinden sich nämlich entlang des Blasenmeridians die Zustimmungspunkte zu all deinen Organen. Beim bewegten Schröpfen wird einerseits Qi und Blut bewegt und andererseits bekommst du noch zusätzlich einen Energy-Boost.
Zieh dir warme Socken an und mach es dir mit einer Decke und einen Tee aus Ingwer, Nelke und Sternanis gemütlich.
Was dir sonst bei Erkältung noch hilft:
- Gemüsekraftsuppen oder eine Hühnersuppe (wirkt wärmend)
- Wärmende Kräuter wie Thymian, Rosmarin, Nelken, Anis, Zimt und Koriander
- Wärmende Lebensmittel wie Wintergemüse, Kürbis, Zwiebeln, Knoblauch, Frühlingszwiebeln, Lauch
- Heißer Hollundersaft, Lindenblütentee, Yogitee
- Birnenkompott und Birnensaft zum Befeuchten bei Halsschmerzen
- Reissuppe mit Gemüse (Reis leitet aus)
- schwarzer Rettich (wirkt wärmend und bewegt das Qi)
- Ingwerwickel: Ein Frotte-Tuch mit heißem Ingwerwasser übergießen, auswinden und auf den unteren Rücken legen, ein weiteres Handtuch darüber legen und ggf mit einem Schal am Bauch festbinden. 10-15 Minuten ruhen
- Eine Moxa- oder Wei-Qi-Behandlung beim TCM-Therapeuten (stärkt das Immunsystem)
Teemischung bei Kältesymptomen (auch ideal im Winter):
- 3 g Kümmel
- 5 g Sternanis
- 3 g Fenchelsamen
- 2 g Nelken
- 3 g Koriandersamen
Was du bei einer Erkältung meiden solltest:
- Heiße Zitrone oder Vitamin C (wirkt stark kühlend)
- Zitrusfrüchte
- Joghurt und Käse
- Gurken
- Mineralwasser mit Kohlensäure
- Alles aus dem Kühlschrank
- Sport, körperliche und geistige Anstrengung, Stress
Im besten Fall hast du die Erkältung jetzt überstanden und alles ist gut.
Wenn du aber nicht so schnell reagiert hast oder du über Stunden z. B. mit kalten Füßen und ohne Mütze beim Weihnachtsmarkt stehst, dann hat die Kälte genug Zeit sich in tiefere Schichten zu bewegen.
Wenn die Erkältung in tiefere Schichten vordringt…
Dies spürst du daran, dass die Kälte sich in Hitze wandelt (ohne dein Dazutun). Der Körper setzt das Notfallprogramm ein: Entzündung und Fieber. Das weiße Sekret des Schnupfens ändert seine Konsistenz und Farbe. Die Nase verstopft, der Hals wird deutlich rauer und die Nebenhöhlen schwellen an. Ein Infekt mit Kälte wandert von oben nach unten, weshalb eine Erkältung oft auch auf die Bronchien schlägt.
Nun braucht dein Körper andere Unterstützung als im vorherigen Stadium. Er muss so gut wie möglich entlastet werden, damit er alle Kräfte mobilisieren kann um gegen den Krankheitserreger anzukämpfen.
Die Kost sollte so leicht wie möglich sein. Alles stark Erhitzende schadet dem Körper jetzt eher.
Was du jetzt meiden solltest:
- Yogitee, Ingwer und stark erhitzende Gewürze wie Zimt
- Tierisches Eiweiß jeglicher Art, jetzt bitte keine Hühnersuppe mehr
- Fettiges und Saures
- Alkohol, Kaffee
- Fernsehen, zu viel lesen und Smartphone
Was dir jetzt hilft:
- Lebensmittel und Kräuter, die das Qi in Bewegung bringen wie z. B. Rettich, Kapuzinerkresse, Pfefferminze (kühlt auch bei Fieber)
- Leicht verdauliches Gemüse wie Spinat, Zucchini, Karotten und Kartoffeln
- Gemüse- und Getreidesuppen
- Reisgerichte
- Salzlösungen bei Schnupfen wie z. B. Nasendusche mit Meersalz
- Bei einer wunden Nase hilft Ringelblumensalbe
- Rettichsirup aus Rettich und Zucker hilft bei Husten
- Zwiebelwickel unterstützen dich bei Ohrenschmerzen, Kartoffelwickel auf der Brust lindern deinen Husten
- Aufsteigende Fußbäder mit Rosmarinöl
- Akupunktur, Gua Sha (Schaben) bei einem TCM-Therapeuten
- Bewegtes Schröpfen am Rücken
- Ruhe und Schlaf
Die Ausscheidung der pathogenen Faktoren über den Darm ist für mich das absolute Nonplusultra. Ein Einlauf kann wirklich Wunder bewirken – oft kannst du mit einem Einlauf eine Erkältung oder sogar eine Grippe komplett umgehen oder abschwächen. Ich weiß, das ist jetzt nicht jedermanns Sache. Aber ich würde es immer empfehlen – insofern das Fieber nicht zu hoch und der Kreislauf stabil ist.
Dauert eine Erkältung länger als 2-3 Tage löst diese meist einen Yin-Mangel aus. Das bedeutet, dass der Husten rauh und trocken wird, du vielleicht unter Verstopfung leidest, deine Schleimhäute empfindlich werden und du vor allem Nachts schwitzt. Es braucht jede Menge Ruhe und Säfte, die das Yin auf Körperebene von innen heraus nähren. Grünes Gemüse, Suppen, Datteln und Rosinen, Kompotte, Beeren- und Birnensäfte bauen das Yin auf.
Der Unterschied zwischen Grippe und Erkältung
Wenn uns eine Grippe in die Knie zwingt, dann geschieht das sehr rasch. Innerhalb kurzer Zeit fühlen wir uns deutlich schlapp, wir bekommen schnell Fieber und der ganze Körper fühlt sich an als hätten wir einen Marathonlauf hinter uns gebracht. Kopf- und Gliederschmerzen sowie Nackenschmerzen geben uns meist den Rest.
Eine Erkältung oder auch ein grippaler Infekt (hat übrigens nichts mit der Grippe zu tun) verläuft eher langsam. Es beginnt meist mit einem leichten Kratzen im Hals. Später kommen dann oft noch Schnupfen und Husten hinzu. Fieber tritt eher selten auf.
Typische Grippe-Symptome:
- Fieber
- Schüttelfrost
- Glieder- und Nackenschmerzen
- Kopfschmerzen
- Dein Körper fühlt sich heiß an
- Halsschmerzen und Husten
- Schnupfen mit gelbem Sekret
- Gerötete Augen
- Verstopfung
- Dunkler, konzentrierter Urin (meist wenig)
- Trockener Mund und Lippen
- Durst
Was dir bei einer Grippe hilft:
- Hollunderblütentee (schweißtreibend, bringt den Erreger aus dem Körperinneren an die Oberfläche)
- Pfefferminztee (bewegt das Qi und wirkt kühlend)
- Leichte Gemüsesuppen
- Reisgerichte mit Gemüse (leitet feuchte Hitze aus)
- Kompott, um wieder Säfte aufzubauen – am Besten Birnenkompott
- Birkensaft (auch super bei Blasenentzündungen)
Weitere Lebensmittel, die dich unterstützen:
Rettich, Brunnenkresse, Petersilie (blutaufbauend), Möhren, Zucchini
Gurke und Wassermelone kannst du während einer Sommergrippe für kurze Zeit genießen bis die Hitzesymptome nachlassen.
Das hilft, das Fieber zu senken:
- Wadenwickel
- Essigsöckle
- Chrysanthementee (bis die Hitzesymptome nachlassen)
- Borretsch-Tee besonders, wenn das Fieber Nachmittags auftritt
Was du bei einer Grippe lieber lassen solltest:
Eine Grippe hat immer mit Hitze zu tun. Um deinen Körper zu kühlen und zu entlasten, solltest du unbedingt auf heiße Gewürze und auch auf tierisches Eiweiß verzichten, da diese Schleim produzieren und die Mitte schwächen.
- Ingwertee
- Hühnersuppe
- Yogi-Tee
- Milch, Käse, Joghurt, Wurst, Fleisch im Allgemeinen
- Chilli, Zimt, Fenchel, Nelken
- Heißes Vollbad
Der Erreger bleibt nur für wenige Stunden an der Oberfläche deines Körpers. Er wandert in immer tiefere Schichten, wenn dein Immunsystem, das in der TCM Wei-Qi genannt wird, geschwächt ist.
Die Ausscheidung der pathogenen Faktoren über den Darm ist für mich das absolute Nonplusultra. Ein Einlauf kann wirklich Wunder bewirken – oft kannst du mit einem Einlauf wirklich auch das Grippe-Übel komplett umgehen oder abschwächen. Ich weiß, das ist jetzt nicht jedermanns Sache. Aber ich würde es immer empfehlen – insofern das Fieber nicht zu hoch und der Kreislauf stabil ist.
Wenn dich die Grippe erwischt hat, braucht dein Körper Ruhe. Meist können wir auch gar nicht anders als schlafen, weil alles Andere viel zu anstrengend ist. Verzichte auf Fernsehen, dein Smartphone und andere Reize, die das Yang noch mehr pushen und Kopfschmerzen verstärken können. Auch dann, wenn es dir schon besser geht, solltest du deinem Körper Zeit lassen, sich vollkommen zu regenerieren. Dies sind Tipps aus der TCM. Diese ersetzen allerdings keinen Besuch beim Arzt. Ich wünsche dir, dass du ganz schnell wieder auf die Beine kommst.