Für uns Frauen spielt das Blut eine wesentliche Rolle, wenn es um unsere Gesundheit geht. In der TCM steht das Blut für die weibliche Essenz. Es ist das weibliche Elixier. Denn in ihm stecken alle Informationen, die für das Erscheinungsbild und Wesen der Frau von Bedeutung sind. Das Blut ist Träger unserer Erfahrungen, Prägungen und Muster, die wir von Generation zu Generation weitergeben.
In der TCM sind Qualität und Menge des Blutes ein wichtiges Indiz, wenn es um das Wohlbefinden von uns Frauen geht.
Wir Frauen verlieren im Laufe unseres Lebens rund 40 Liter Blut, weshalb wir jeden Monat aufs Neue überschüssiges Blut bilden müssen. Sich gut um das eigene Blut zu kümmern, es zu nähren und auch die Botschaften des Blutes zu entschlüsseln, sind deshalb wichtige Anker auf dem weiblichen Weg.
Das Blut entspricht in seiner Qualität dem weiblichen Prinzip. Es ist pures Yin. Es ist weich, aufnehmend, fließend, anpassungsfähig, ruhend, tief und gehaltvoll. Es gibt eine Aussage aus der TCM, die das Blut sehr treffend beschreibt:
„Seiner Natur nach ist das Blut ruhig, was dem Yin entspricht. Doch seiner Bestimmung nach muss es sich bewegen, was dem Yang entspricht.“
Dieser Satz beschreibt das Wesen von Yin und Yang, die nicht ohne einander existieren können. In jedem Yin ein Yang, und in jedem Yang ein Yin.
Jede Frau blutet anders.
Und doch gibt es bestimmte Muster wie z. B. Farbe und Konstinstenz, die Auskunft über die körperlichen und seelischen Zustände der Frau geben. Über das Blut lassen sich oft sehr eindeutige Aussagen über den Lebensstil der Frau treffen. Zu wenig Blut, Hitze im Blut oder Blutstagnation sind Anzeichen dafür, dass du als Frau aus deiner natürlichen Balance geraten bist.
Die Chinesen sind davon überzeugt, dass jede Disharmonie im Blut Auswirkungen auf unseren seelischen Zustand hat. Das Blut ist sehr eng mit der Psyche einer jeden Frau verbunden. Andererseits können aber auch Emotionen und Belastungen die Qualität und Menge des Blutes beeinflussen.
Blut und Organe
In der chinesischen Medizin geht man davon aus, dass es zu jedem Organ auch einen geistigen und seelischen Anteil gibt. Die seelische Kraft des Herzens heißt Shen, der Seelenaspekt der Leber heißt Hun. Beide stehen in einer sehr engen Beziehung zum Blut. Denn du weißt vielleicht noch, dass die Leber auch als Blutspeicher dient. Das Herz hat die Position der Herrscherin über alle Organe. Ist die Qualität des Blutes beeinträchtigt, dann hat es auch Auswirkungen auf den seelisch-geistigen Zustand der Frau. Wenn der Shen des Herzens nicht zur Ruhe kommt, dann treibt es auch die Frau um. Sie wirkt rastlos, gestresst und unruhig. Ist der Hun der Leber aus dem Gleichgewicht, dann fehlt es der Frau meist an Durchsetzungskraft, Inspiration und Ich-Bewusstsein.
Blutmangel
In der TCM spricht man von Blutmangel oder auch Blutleere oder Blutschwäche, wenn zu wenig Blut produziert wird, es zu wenig bewegt oder nicht ausreichend gespeichert werden kann. Dies kann unterschiedliche Gründe haben. Dabei ist der Begriff Blutmangel nicht unbedingt gleichzusetzen mit Anämie. Der Schulmediziner spricht von Anämie, wenn bestimmte Laborwerte nicht der Norm entsprechen, z. B. bei einem niedrigem Wert von roten Blutkörperchen oder geringe Eisenwerte. Aus Sicht der TCM kann der Blutmangel bereits viel früher bestehen. Chinesische und westliche Diagnosen können sich oft grundlegend unterscheiden.
Ursachen für Blutmangel aus Sicht der TCM :
- eine zu schwache Mitte, die nicht genügend Blut bilden kann, d. h. die Milz hat zu wenig Kraft, um die Nährstoffe aus der Nahrung zu ziehen und daraus Blut zu produzieren.
- ein vermehrter Blutverbrauch z. B. bei OPs oder in der Schwangerschaft
- zu viel Hitze und Trockenheit im Körper (Yang verletzt das Yin) durch einen zu yangigen Lebensstil (viel Computerarbeit, viel Stress, zu viel Sport, Rauchen, Kaffee, scharfes Essen, Perfektionismus, Leistungsdruck, zu wenig Schlaf, heiße Emotionen wie Wut, Eifersucht, Neid und Missgunst)
Ein Blutmangel kann sich bei dir wie folgt zeigen:
- Müdigkeit, Erschöpfung, Antriebslosigkeit, Lethargie
- Kopfschmerzen
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Sehschwäche, trockene Augen (vor allem bei Leber-Blutmangel)
- Schwindel (auch eher ein Leber-Thema)
- blasses Gesicht, blasse Zunge
- Menstruationsbeschwerden (schmerzhafte Regelblutung zu Beginn der Menstruation, PMS, wenig Menstruationsblut bzw. klumpiges Blut)
- trockene Haut und Haare
- Einschlafstörungen (Herz-Blutmangel)
- innere Unruhe, Nervosität, schwache Nerven
- brüchige Fingernägel
- Muskelkrämpfe
- Hitzewallungen, da das Blut unsere Kühlflüssigkeit ist
- Herzstolpern (Herz-Blutmangel)
Folgende Lebensmittel dienen als Blut-Tonika:
- Rote Rüben bzw. roter Rübensaft sind DAS Bluttonikum (tgl. 1 Glas davon für ca 2-3 Wochen trinken)
- Brennesseln und Petersilie
- rote Früchte, rote Beeren und Säfte (Himbeeren, Granatapfel, Johannisbeeren, Trauben)
- Datteln, Feigen und vor allem Gojibeeren
- dunkles Blattgemüse (Spinat, Mangold, Brokkoli, Paprika, Fenchel, grüne Salate/Endiviensalat, Petersilie, Brennessel, Kohl, Karotten, Kürbis, Erbsen, Rosmarin, Champignons, Shiitakepilze)
- schwarzer Sesam
- Hülsenfrüchte wie Linsen, Bohnen, Sojabohnen
- Nüsse (Hasel- Erdnuss, Mandeln, Pistazien oder Kürbis -u Sonnenbumenkerne
- rotes Fleisch / Rindfleisch / Steak / Leber (Achtung bei zu viel Hitze im Körper)
- Reis und Gerste eignen sich zum Yin-Aufbau
- Wurzelgemüse
- Hühnersuppe
- Eigelb
Yin- und Blutaufbau
Der Blutaufbau – genau wie der Yin-Aufbau – braucht einen langen Atem. Denn die Geschwindigkeit des Yin ist langsam… Achte darauf, Pausen einzuhalten. Die Leber liebt übrigens Mittagsschläfchen. Denn sie regeneriert sich am Besten im Liegen. Alles, was dein Yin nährt, nährt auch auf feinstofflicher Ebene dein Blut. Hier einige Yin- und Blut-Tonika für deinen Alltag:
- Viel Schlaf (Nachts in der Yin-Zeit des Tages regeneriert sich das Yin und deine Nierenkraft)
- Frische Luft
- Sanfte Körperübungen wie sanftes Yoga, Yin-Yoga, Qi-Gong, Pranayama, Meditation, intuitives Tanzen
- Massagen mit nährenden, wärmenden Ölen wie (Rosmarinöl, Sesamöl)
- Digital detoxen (Bildschirmarbeit ist stark yangisierend. Versuch doch mal, dein Handy nur zu bestimmten Zeiten zu nutzen. Du wirst spüren, dass du deine Energien viel besser bei dir bündeln kannst.)
- Sanfte Streicheleinheiten und liebevoller Sex
- Energiebad im Wald (Der Wald erdet, erinnert dich an deine Wurzeln und spendet dadurch Urvertrauen.)
- Nährende Begegnungen und Gespräche im Kreis der Frauen
- Sich Zeit nehmen. Entschleunigung ist das Stichwort
Eisenmangel
Bei Eisenmangel denken viele zunächst an Schwangerschaft und an ein Defizit, das hauptsächlich Vegetarier und Veganer ereilt. Bei Eisenmangel geht es natürlich auch in erster Linie darum, das Problem auf körperlicher Ebene anzugehen. Je nachdem wie leer die Speicher sind und wie tiefgreifend die Symptome wie Müdigkeit, Schwindel und Konzentrationsstörungen sind, braucht der Körper auch schnell Unterstützung wie z. B. Eisentabletten oder auch in schwerwiegenden Fällen eine Infusion.
Jeder Mangel, der sich körperlich zeigt, hat jedoch eine Ursache. Und so kommt es nicht von ungefähr, dass nicht alle Vegetarier an Eisenmangel leiden und dass es Menschen gibt, die trotz ausgewogener Ernährung bzw. trotz entsprechender Eisenzufuhr, Eisen nicht aufnehmen können. Es gibt einen Grund, warum der Körper die Vitalstoffe nicht aus der Nahrung ziehen kann. Und diese sind oft auch seelischer Natur.
Seelische Gründe für Blut- und Eisenmangel –
Ohne Blut kein Leben.
Frauen, die unter starkem Blutmangel leiden, können auf Dauer ihr alltägliches Leben nur noch mit großen Anstrengungen bewältigen. Es ist als würden sie sich immer mehr auflösen und aus ihrem Leben verschwinden. Durch ihre blasse Haut wirken sie fast gläsern. Ihre Haut vertrocknet regelrecht. Sie sind geradezu lebensmüde geworden.
Der Verlust des Lebenselexiers hat meist mit unserer Einstellung zum Leben per se zu tun. Bei mir persönlich war und ist Blutmangel auch immer wieder ein Thema. Ich achte sehr penibel darauf wie sich mein Menstruationsblut zeigt. Bereits als Kind hatte ich mit Blutmangel-Themen zu tun. Es ist bei mir quasi ein wenig Veranlagung bzw. auch ein Stück weit ein Teil dessen, was sich die Seele als Lebensthemen mitgebracht hat. So gilt es für mich immer wieder auch zu schauen, welche Botschaften hinter dem Blutmangel stecken, wenn sich meine Haut schuppig zeigt, ich unter Einschlafproblemen leide oder ich überaus nervös bin. Meist steckt eine zu yangige Lebensweise dahinter. Es gibt aber bestimmte Fragen, die mich auch immer wieder bewegten und noch immer bewegen, die ich dir an dieser Stelle gerne weiter reichen möchte:
- In welchen Bereichen deines Lebens lebst du dich noch zu wenig, lehnst dich ab und gibst dich zu sehr (vielleicht für andere) auf? Und was könnten erste Schritte sein, um dich mehr einzubringen oder aber auch mehr abzugrenzen? In welchen Bereichen kannst du dir schon jetzt deine Frei-Räume zurückerobern?
- Wie aktiv gestaltest du dein Leben selbst und führst Regie in deinem eigenen Lebenswerk? Wie verbringst du deine freie Zeit?
Denn Blut bedeutet auch dem Leben dein „ja“ zu schenken. Und dieses „ja“ braucht Ausrichtung – in dein Leben hinein, um dort als gelebte Kraft zu wirken - Wie sieht es mit deinem eigenen Raum aus? Erfüllst du deine eigenen Spiel-Räume zu Hause, im Büro, in deinem Freundeskreis, in deiner Partnerschaft? Fällt es dir leicht oder eher schwer Grenzen zu setzen? Vielleicht auch dir selbst Grenzen zu setzen?
- Frage dich außerdem: Was tust du für dich? Was macht dich glücklich? Wobei empfindest
du tiefe Herzensfreude? Erinne dich an den Seelenaspekt des Herzens. Das Herz möchte sprudeln und tanzen vor Glück und Freude – zumindest in den Bereichen, in den wir als Schöpferin die Kraft der Veränderung nutzen können. Herzensfreude nährt unser Blut. Begierden, Sehnsucht und ungelebte Träume erschöpfen unser Blut. - Blut steht sehr stark mit den weiblichen Prinzipien in Verbindung. Die Frau repräsentiert das Yin – genau wie das Blut. Und naturgemäß möchte es fließen und auch ruhen. Wie sieht denn dein Frauenbild aus? Wie fühlst du dich als Frau in deinem weiblichen Körper? Wie könntest du dein Frausein noch mehr ehren? Wie erlebst du dich als Frau in deinem Alltag?
Viele Frauen, die unter Blutmangel leiden, können nicht immer zwischen ICH und DU unterscheiden. Die Grenzen scheinen zu verschwimmen. Das ist vor allem das Thema bei Leber-Blut-Mangel. Im Alltag immer mal wieder kurz innezuhalten, durchzuatmen und sich der eigenen Gefühlslage bewusst zu werden, ist ein Anker um wieder bei dir anzukommen. Im Kontakt mit den Menschen in unserem Umfeld ist es wichtig zu lernen: auch wenn du z. B. Trauer wahrnimmst, muss es nicht deine Traurigkeit sein. Es ist wichtig, dass du verstehst, dass es diese Gefühlsvermischungen gibt – vor allem wenn du hochsensibel bist. Und dennoch bin ich überzeugt: Du lernst mehr und mehr dir selbst zu vertrauen, wenn dein Blut und somit auch dein Yin genährt ist.
Oft höre ich: „Ich muss mich schützen. Ich nehme zu viel von den Anderen auf.“ Aber die Schöpfung macht keine Fehler. Sehen wir Energien als Bedrohnung, dann braucht es an dieser Stelle deine Hinwendung zu dem Anteil, der „glaubt“ sich schützen zu müssen. Denn dieser Glaube entsteht aus einem Defizit heraus. Wenn du eingebettet bist in Vertrauen, dann trägt dich dieses Vertrauen. Denn es ist alles da. Ein Defizit entsteht meist aus einem Mangel an Nahrung für das eigene Sein, damit du verwurzelt in deinem Blut bleiben kannst. Also lausche dieser „Bedürftigkeit“ nach.
Es braucht deine Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen – Verantwortung für dein Frausein und das eigene Wohlbefinden. Denn es ist unser Blut, reinstes Yin, in dem unser innerstes Wesen sein Zuhause findet.