Gesunde Grenzen und Selbstfürsorge sind wohl die häufigsten Themen, die Frauen in meine Coachings bringen. Oft bedingen die beiden Aspekte einander. Haben Frauen gesunde Grenzen entwickelt, ist es für sie meistens selbstverständlich auch gut für sich zu sorgen. Haben Frauen Selbstfürsorge als wesentlichen Teil ihres Lebens integriert, können auch Grenzen leichter wahrgenommen und gesetzt werden. Abgrenzung und Selbstfürsorge gehen also Hand in Hand.
Viele Frauen haben nicht gelernt für sich zu sorgen. Die meisten wurden bereits als Kind darauf trainiert, ein liebes Mädchen, höflich, hilfsbereit und folgsam zu sein.
Viele Frauen haben dies so sehr verinnerlicht, dass es oft eine große Herausforderung ist, dies als automatisiertes Verhalten zu erkennen. Sie übernehmen oft unbewusst die Rolle der Konfliktlöserin in allen Lebenslagen für ihr Umfeld. Hinzu kommt, dass es in der Natur der Frau liegt, Konflikte zu scheuen und für Harmonie zu sorgen, weshalb sie nur sehr schwer Grenzen setzen können. Versteh mich bitte nicht falsch. Ich möchte keinesfalls Hilfsbereitschaft als Charaktereigenschaft schmälern. Was ich damit meine ist, dass es einen Unterschied gibt zwischen Selbstlosigkeit und Hilfsbereitschaft. Frauen mit schwachen Grenzen sind in besonderem Maß anpassungsfähig und aufopferungsbereit, wobei sie jedoch wichtige Energieressourcen verlieren.
Lass mich ein paar Beispiele nennen:
- Frauen mit schwachen Grenzen neigen dazu, im Büro die Arbeit der anderen mit zu übernehmen und dadurch Überstunden anzuhäufen.
- In Räumen mit vielen Menschen z. B. auf einer Feier haben sie die Fähigkeit die Bedürfnisse der Menschen um sich herum wahrzunehmen – die Frau, die keinen Sitzplatz hat, das Kind, das gerade Kirschsaft über ihr Kleid geschüttet hat, das Paar, das kurz vorher noch einen Konflikt im Auto hatte. Sie saugt ihre Themen wahrlich auf wie einen Schwamm.
- Selbstlose Frauen neigen zu Co-Abhängigkeit und fühlen sich den Sorgen ihrer Liebsten sehr nah. Dadurch versuchen sie stets auszugleichen, zu unterstützen und haben ein tiefes Verlangen, sie zu „retten“.
Vor allem hypersensible Menschen neigen zu emotionalen Vermischungen und stehen den Bedürfnissen vertrauter Menschen oft sehr nahe und neigen dazu, sich selbst zu verlassen und mit ihren Liebsten zu „verschmelzen“. - Es fällt ihnen schwer, für sich selbst und die eigenen Wünsche einzustehen. Oft fordert es sie schon heraus im Restaurant eine fehlerhafte Bestellung zu bemängeln, da jegliche Kritik als Ablehnung empfunden wird.
Das Erd-Element und Selbstfürsorge
Aus Sicht der 5 Elemente der TCM ist es vor allem das Erd-Element, das für unsere mütterlichen, nährenden und fürsorglichen Aspekte steht. Eine Frau mit einem ausgewogenen Erd-Element ist in der Lage, bei der Fürsorge sich selbst mit einzubeziehen. Das Erd-Element nährt wiederum im Fütterungszyklus der 5 Elemente das Metall-Element, welches für starke Grenzen steht. Das Metall-Element vermag es zu unterscheiden, was zu uns gehört und was nicht. Loslassen, Abgrenzung, Sortieren, Ordnung schaffen und unterscheiden zwischen mein und dein sind Qualitäten des Metall-Elements. Das Erd-Element zu nähren ist eine wunderbare Basis, um gesunde Grenzen zu entwickeln.
First things first
Wenn es dich herausfordert, dich abzugrenzen und du dich vielleicht auch in dem ein oder anderen Beispiel von oben wiederfindest, dann ist dies kein Grund dich dafür zu verurteilen. Beginne mit kleinen Schritten. Achte darauf, was dir wirklich gut tut:
- Schaffe ein Zuhause, in dem du dich wirklich wohlfühlst, einen Ort der Erholung mit allem, was dich nährt. Vor allem hypersensible Menschen sind sehr empfindlich bezüglich Geräusche, Gerüche und Licht. Was also braucht es, damit du entschleunigen kannst? Gedämpftes Licht, zarte Düfte in einem Diffuser, warme Farben und entspannende Musik?
- Plane extra Zeit ein. Gib dir Zeit zum Innehalten zwischen Terminen, nach dem Mittagessen, vor dem Schlafengehen.
- Beobachte mehrere Tage, in welchen Situationen du am liebsten als Krisenmanager einspringen möchtest, um Sachverhalte zu entschärfen, Harmonie herbeizuführen, zu klären oder zu reparieren, was nicht deine Angelegenheiten sind. Notiere dir die Situationen und schreibe dir auf wie es dir dabei geht, wenn du nicht eingreifst. Dies schenkt dir Klarheit, so dass du künftig diese Situationen besser erkennen kannst.
- Übe dich darin, auf Anfragen, Einladungen und Bitten, nicht sofort mit „ja“ zu antworten. Wie wäre es stattdessen mit
„Wie schön, dass du an mich gedacht hast. Ich schlafe eine Nacht drüber und gebe dir dann Bescheid.“
„Das möchte ich gerne noch mit meinem Mann/meiner Frau/meinem Hund/mit mir selbst besprechen…“ - Verbringe viel Zeit in der Natur. Sie schenkt dir Erdung, Zuversicht und pendelt Yin und Yang in der Mitte aus. Dadurch nährst du auch dein Erd-Element und findest du zurück zur Stabilität.
Das Üben von bewussten und reflektierten Antworten, wenn dich jemand um einen Gefallen bittet, aber auch bei Einladungen und Anfragen ist ein ganz wesentlicher Schritt. Es hilft, das reaktive „Ja“ zu hinterfragen und den Kontakt zu sich selbst wieder herzustellen. Kreiere deshalb Raum für dein Nachfühlen. Reagiere nicht sofort auf E-Mails oder digitale Nachrichten auf deinem Smartphone. Lass es wirken. Gib dir Zeit, um zu spüren, was du wirklich willst.
Ich habe für deine Selbsterforschung einen Worksheet erstellt mit Fragen und einer Aromapressur, die dich bei der Abgrenzung unterstützt.