„Komm, mein Herz. Es ist Sommer.“
Das Zirpen der Grillen, der Nestbau der Vögel und die ersten warmen Tage bereiten uns bereits auf das vor, was viele sehnsüchtig herbei sehnen: den Sommer.
Die Tage werden länger. Die Nächte werden kürzer. Während sich der kalendarische Sommeranfang erst am 21. Juni ereignet, beginnt in der TCM der Sommer bereits am 16. Mai.
Das Yang des Elements Holz verstärkt sich von Tag zu Tag und findet im Element Feuer und zur Sommer-Sonnenwende seinen Höhepunkt. Die Kräfte expandieren gemäß des Feuers nach oben und außen.
In der Natur zeigt sich alles in seiner vollen Pracht. Die Vegetation ist üppig. Alles erstrahlt in einem satten grün, und die Erde beschenkt uns mit zahlreichen Früchten und Blüten. Eine unendliche Fülle breitet sich aus.
Das Feuer-Element
Das Feuer-Element entspricht dem Yang-Prinzip und ist dem Sommer zugeordnet. Es steht für Lebensfreude, Leichtigkeit, Inspiration und Tatendrang. Es liebt die Geselligkeit, Begeisterungsfähigkeit und Spontanität. Der Sommer bringt uns ins Schwärmen und erinnert uns auch an unsere eigene Lebendigkeit und Verspieltheit. Im wahrsten Sinne des Wortes ist es der Sommerzeit, in der wir besonders schnell „Feuer und Flamme“ sind oder für etwas brennen.
Im Sommer ruft es uns nach draußen. Grillparties, Gartenzeit und ein Sonnenbad am See lassen unser Herz höher schlagen. Die Tage werden länger – die Nächte werden kürzer. Das kraftvolle Yang des Feuerelements gibt uns an sommerlichen Tagen jede Menge Antrieb, um all unsere Verpflichtungen, neue Projekte, Bekanntschaften, Hobbies und Freizeitaktivitäten unter einen Hut zu bringen. Es ist die beflügelnde Kraft des Yang, die uns mitreißt und in seinen Bann zieht. Der Sommer symbolisiert die Jugend mit ihrer Sturm-und-Drang-Zeit, in der einfach alles möglich ist.
Herz und Dünndarm
Das Feuer-Element wird vom Organsystem Herz-Dünndarm repräsentiert. Das Herz ist die Kraft, die uns mit allem verbindet, was uns im wahrsten Sinne des Wortes am Herzen liegt. Das können Projekte, Menschen, Tiere, Pflanzen oder Orte sein. Das Herz als Repräsentantin des Yang-Prinzips steht in enger Verbindung mit der Niere als Repräsentantin des Yin.
Eine stimmige Ernährung im Sommer:
Auch wenn wir im Sommer oft nicht so hungrig sind, braucht es ausreichend Nahrung, damit unsere Mitte genug Qi und Blut bilden kann. Joghurt mit Früchten zum Frühstück und ein Salat zum Mittagessen sind aus TCM-Sicht thermisch kalt und können auf Dauer unsere Mitte erschöpfen. In der TCM wird deshalb empfohlen, auch im Sommer ausreichend gekochte Mahlzeiten zu sich zu nehmen.
- Frisches Gemüse wie Auberginen, Zucchini, Spinat, Champignons, Bohnen und Paprika wirken kühlend (z. B. als Backrohrgemüse, gebraten, gedünstet oder gekocht als Ratatouille oder oder oder)
- Jetzt ist die Zeit von Beeren und Früchten. Aus Erdbeeren, Marillen, Himbeeren, Johannisbeeren etc. lassen sich wunderbare Kompotte zaubern. Du kannst sie natürlich auch frisch genießen oder unter dein warmes Frühstücks-Porridge mischen. Beeren nähren dein Blut und sind daher auch ein Yin-Tonikum.
- Hülsenfrüchte bauen das Yin auf – perfekt bei Hitzesymptomen und zu viel Yang im Sommer – z. B. schwarze Bohne, Linsen, Erbsen
- Im Sommer liebt deine Mitte vor allem auch eine leckere Suppe z. B. aus frischen Tomaten oder eine Minestrone. Generell gilt: Was suppig und saftig ist, baut auch Säfte und somit dein Yin auf. Die Kochweisen sind dünsten, köcheln, dampfgaren.
- Gerichte aus Reis (Reis leitet Feuchtigkeit aus) und Gerste (wirkt sehr kühlend) sind leicht bekömmlich. Getreide deiner Wahl sind im Sommer Quinoa und Polenta. Weizen wirkt sehr stark befeuchtend und wird in der TCM generell vorsichtig eingesetzt. Joghurt hilft dann, wenn es besonders heiß ist und kann in Maßen verzehrt werden.
- Für eine besondere Abkühlung sorgen Minztee, Hagebuttentee, grüner Tee mit etwas Zitrone oder ein Ingwer-Zitronen-Wasser (Ingwer gleicht die stark kühlende Wirkung der Zitrone etwas aus).
- Beachte, dass Alkohol dein Yang aktiviert. Genieße gerne etwas Weißwein. Er ist erfrischend und nicht so yangisierend wie Rotwein. Ein kühles Bier ist ebenfalls eher ein Yin-Tonikum, wenngleich der Alkohol yangisierend wirkt. Erinnere dich: In jedem Yin ein Yang und umgekehrt.
Je mehr du deinen Körper beobachtest und seine Signale zu deuten weißt, desto mehr wirst du spüren, was dir gut tut. Die Dosis macht das Gift. Und so ist es auch bei Nahrungsmitteln.
Yin first
Der Sommer ist das Zuckerl unter den Jahreszeiten. Das Feuer des Sommers aktiviert und motiviert uns, unsere Projekte und Ideen umzusetzen. Es setzt Energien frei, die wir nutzen können. Allerdings: Nur wenn wir mit unseren Energien gut haushalten und auf unser Yin achten, erschöpfen wir unsere Ressourcen nicht. Ansonsten braucht es einen umso längeren Atem, das Yin wieder zu nähren. Bei allem Yang-Zauber des Sommers ist deshalb die Devise: Yin first. Ohne Yin kann das Yang nicht brennen. Meist jagen wir Frauen unseren Ressourcen hinterher und sind dauerhaft im Energiemangel. Dieses Defizit macht sich oft erst nach Jahren bemerkbar nachdem wir lange die Zeichen übersehen haben.
Wenn wir im Feuer-Element unsere oberflächliche Euphorie als solche erkennen, wenn wir unsere „zehrendes Wollen“ entlarven, unsere Strategien hinter unserem Getriebensein hinterfragen, dann sind erste Schritte getan. Nach der Erkenntnis müssen aber auch Taten folgen – als Verpflichtung für unser Wachstum und unser Wohlbefinden. Es ist unser Körper, der zu uns spricht. Wenn wir still werden und lauschen, erfahren wir welche Schätze in ihm geborgen liegen. Und dann kann der Sommer kommen – voller Leichtigkeit, purer Herzensfreude und auch allem voran: einem genährten Yin.