Das klingt jetzt schon spannend oder? Wenn mir solche Headlines einfallen, dann freue ich mich immer ganz besonders.
In der TCM ist immer wieder von Yin und Yang die Rede. Dies sind die beiden Prinzipien, auf denen gemäß Daoismus das gesamte Universum aufgebaut ist. Yin beschreibt wie du vielleicht schon weißt das weibliche Prinzip, während Yang dem männlichen Prinzip zugeordnet ist. Beide Prinzipien wirken in allem Leben. Deshalb wirken auch beide Anteile in dir, egal ob du eine Frau oder ein Mann bist. Es braucht beide Qualitäten, weil sie ohne einander nicht existieren können, einander ergänzen, bereichern und bedingen. Um die Höhe (Yang) beschreiben zu können, musst du wissen, was Tiefe (Yin) ist. Und es braucht die Ruhe (Yin) um zu spüren wie sich Aktivität (Yang) anfühlt.
Yin und Yang durchdringen unsere feinstofflichen, energetischen und körperlichen Ebenen. Sie geben uns bestimmte Rhythmen vor (z. B. den Schlaf-Wach-Rhythmus), verweben sich in unseren Charakter hinein, beeinflussen unser Temperament, unser Aussehen und unser Fühlen sowie wie wir uns in unserem Leben bewegen. Wenn du noch einmal die Qualitäten von Yin und Yang nachlesen möchtest, dann schau doch hier.
Yin und Yang in unserem Körper
Auf der Körperebene lassen sich all unsere Körperteile, unser gesamtes Organsystem sowie bestimmte physische Abläufe ebenfalls in Yin und Yang einordnen. So entspricht die Vorderseite des Körpers dem Yin und die Rückseite dem Yang. Gleichzeitig entspricht der obere Körperbereich dem Yang, und der untere dem Yin. Wenn du dir noch einmal das Yin-Yang-Symbol vor Augen hältst, dann wirst du sehen, dass in der weißen Hälfte (Yang) ein kleiner schwarzer Punkt (Yin) enthalten ist und umgekehrt. Hier wird symbolisiert, dass bereits in jedem Yang auch ein Teil Yin enthalten ist.
Sämtliche Symptome, die wir beispielsweise mit Hitze in Verbindung bringen – sprich Rötungen, Trockenheit, Entzündungen oder nach Oben steigende Beschwerden (Kopfschmerzen, Schwindel) bedeuten, dass in diesen Bereichen der Yang-Anteil höher ist als der Yin-Anteil z. B. durch zu wenig Yin oder durch zu viel Yang. Alle Symptome, die aufsteigen z. B. Bluthochdruck, haben ihren Ursprung in einem Überschuss an Yang. In der TCM sagt man auch, dass Yang Stabilität bringt. Yang in Form von Hitze z. B. mit einer Moxa-Zigarre kann helfen, wenn du zu Ausfluss oder Inkontinenz neigst. Hier spielt aber auch das Qi noch eine große Rolle. Das musst du aber an dieser Stelle nicht wissen sondern der TCM-Therapeut.
In der TCM werden auch die Organe in Yin- und Yang-Qualitäten unterteilt.
Zu den Yin-Organen gehören
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- Leber
- Herz
- Milz
- Lunge
- Niere
Sie bilden, speichern und verteilen die wichtigsten Substanzen Qi, Blut und Körpersäfte. Auch hier zeigen sich die yinischen Qualitäten des Bewahrens, Versorgens und Nährens.
Zu den Yang-Organen gehören
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- Gallenblase
- Dünndarm
- Magen
- Dickdarm
- Blase
Sie „kontrollieren“ und trennen zwischen „brauchbare- und nichtbrauchbare“ Bestandteile der Nahrung. Sie trennen das Trübe vom Klaren und sind für die Ausscheidung zuständig. Sie übernehmen yangige Aufgaben des Analysierens und Verwertens.
Zu jedem Yin-Organ gehört ein ergänzendes Yang-Organ. Zusammen bilden sie ein Paar.
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- Leber – Gallenblase
- Herz – Dünndarm
- Milz – Magen
- Lunge – Dickdarm
- Niere – Blase
Da in jedem Yin auch ein Anteil Yang enthalten ist und umgekehrt, haben die Organe auch, wenn Sie einem Prinzip zugeordnet sind, beide Anteile in sich. Die Niere z. B. hat einen sehr großen Yin-Anteil und einen sehr kleinen Anteil an Yang. Aber dieser minimale Anteil heizt so stark wie ein Hochofen so dass die Niere die Kraft hat, unser Verdauungsfeuer kraftvoll lodern zu lassen.
Blut und Säfte
Alle Körpersäfte entsprechen dem Yin. Somit ist das Blut materialisiertes Yin – reine Yin-Essenz und besonders wichtig für uns Frauen. Die Säfte sind die Kühlflüssigkeit in unserem Körper. Fehlt sie uns, werden wir unruhig. Denn die Yin-Organe können nicht mehr so gut nähren und bewahren. Das Milieu innerhalb unseres Körpers kann gebietsweise trocken und heiß oder feucht und heiß werden. Das bedeutet, dass du vielleicht einerseits unter trockener Haut leidest (Leber-Blutmangel), andererseits lagert vielleicht zu viel Feuchtigkeit im mittleren Erwärmer, weil die Milz zu wenig Yang hat oder das Qi nicht gut fließt.
Die Lebensenergie Qi
Das Qi spielt in unserem Körper einen ganz wesentlichen Anteil. Qi ist die Lebensenergie, welche dafür sorgt, dass das Blut und die Körpersäfte bewegt werden. Es sorgt für die Balance zwischen Yin und Yang, zwischen zu viel und zu wenig.
Ist das Qi zu langsam bleiben oftmals die Körperflüssigkeiten liegen und bilden Schleim. Du kannst es dir vorstellen wie in einem Fluss, der zu wenig Wasser hat. Irgendwann wird der Fluss zu einem breiigen, stehendem Gewässer. Im schlimmsten Fall trocknet er ganz aus. Somit braucht es ein harmonisches Zusammenspiel zwischen Yin, Yang und Qi, damit das perfekte Milieu hergestellt wird.
Die universellen Gesetze streben stets nach einem Gleichgewicht und somit versucht auch dein Körper, mögliche Dysbalancen auszugleichen. Die Organe helfen einander, um die Harmonie zu bewahren. Dies geschieht durch die Wandlungsphasen, welche durch den ewigen Tanz von Yin und Yang beeinflusst werden.
Dein Lebensstil und deine Essgewohnheiten können sehr viel auf deinen persönlichen Yin-Yang-Haushalt einwirken – sowohl auf physiologischer als auch auf energetischer Ebene.
Chinesische Medizin ist 80 Prozent Lebensführung, 10 Prozent Akupunktur, 10 Prozent Kräutermedizin. ~ Georg Weidinger
Jedoch ist es unser Lebensstil und unsere Denkweise, die einen erheblichen Anteil an unserem Wohlbefinden haben.
Yin und Yang auf energetischer Ebene.
Unsere Welt ist sehr stark nach yangigen Qualitäten ausgerichtet. Technik, Digitalisierung, Wirtschaft, Politik und die gesamte Berufswelt ist auf dem männlichen Prinzip aufgebaut. So ist es nicht verwunderlich, dass wir in unserem ganzen Wesen auch yangig gestrickt sind. Unser gesamter Alltag beruht auf Effizienz. Es geht darum, so viel wie möglich gleichzeitig zu erledigen – ob Zähne putzen auf der Toilette, telefonieren beim Autofahren oder onlineshopping in der Badewanne. Yinische Qualitäten wie Ruhe, Meditation und Langsamkeit erleben aktuell zwar wieder einen Hype, aber nur dann, wenn wir uns meditierend am Strand fotografieren können, um es hinterher auf Instagram zu posten. Die natürliche und authentische Weise des Wirklich-Fühlens bleibt meist auf der Strecke.
Yin und Yang umgeben und durchdringen uns tagtäglich. Sie bieten sich in jedem Augenblick an, und wir können wählen, ob wir während des Essens noch mit unserem Handy spielen oder ob wir einfach nur genießen. Wir entscheiden wie wir unseren Alltag und unsere Freizeit verbringen möchten. Jede unserer Entscheidungen hat Auswirkungen – nicht nur auf unsere Erlebniswelt sondern auch wie diese sich in Form von Lebensfreude oder Unwohlsein zeigt. Yin und Yang haben darauf sehr viel Einfluss. Denn es braucht die Balance von beiden Prinzipien, damit es rund werden kann.
Oft ist uns gar nicht bewusst, wann und wo uns Yin und Yang in unserem Leben begegnen. Hier einige Beispiele:
Die Energie von Yin in unserem Alltag:
- sich Zeit nehmen, sich Langsamkeit erlauben
- Genuss, Raum zum Spüren und Reflektieren
- in der Natur sein
- Ruhe und Stille als Zeit, in der wir lauschen können
- Lachen und Leichtigkeit (befreit auch Qi-Blockaden, besonders in der Leber)
- Spürzeit, Berührung, Massagen, bewusster Sex
- Kreativität, der eigenen Schöpferkraft Raum geben
- Nährende Gespräche, nährende Verbindungen, Familie und Freunde
- Miteinander im Job / Teamgeist
- Körperzeit durch intuitives, freudiges Tanzen, Yin-Yoga
- Genussvolles Kochen und langsam essen
Die Energie von Yang in unserem Alltag:
- Organisieren, Projekte planen, Vorträge halten, Geschäfte erledigen, Kalt-Akquise
- Lernen, analysieren, konzentriert arbeiten, programmieren
- Ziele erreichen, Wettbewerb, Abgabedruck und Termine
- Aktivität, Bewegung, Antrieb, Schnelligkeit
- Kontrolle (z. B. Mails checken)
- Multi-Tasking
- Ergebnisorientierter Sport (Gewichtabnahme, Muskelaufbau, Schnelligkeit)
- Technik, Digitalisierung, Robotik
- Erregung, Aufregung, (schneller) Sex mit dem Ziel zum Orgasmus zu kommen
- Im Internet surfen, onlineshopping, fernsehen
- Schnell kochen, im Stehen essen, Coffee-to-go
- Smalltalk
Die Listen lassen sich auf beiden Seiten noch erweitern. Vielleicht fallen dir auf Anhieb auch noch weitere Beispiele ein. Die Liste soll nicht bewerten sondern vielmehr aufzeigen wieviel Yang in unserem Alltag einnehmen kann.
Yang ist in seiner puren Energie nicht schlecht. Denn Yang gibt uns Antrieb. Ohne Yang in Kombination mit Qi würden wir morgens gar nicht erst aufstehen. Wir würden träge, müde und vielleicht auch depressiv werden. Yang schenkt uns Umsetzungskraft. Gemeinsam können Yin und Yang im Einklang wirken und co-kreieren. Im Übermaß macht Yang auf Dauer hitzig, unrund, hektisch, unkonzentriert, unfokussiert, hysterisch und manchmal auch krank.
In der TCM gibt es das Bild von der Öllampe, das vielfach in Ausbildungen gelehrt wird. Das Öl symbolisiert das Yin, die Flamme steht für das Yang. Je mehr das Öl in der Schale versiegt, desto kleiner wird die Flamme. Ist die Schale leer, kann die Flamme nicht mehr brennen. Und so ist es auch in unserem Leben.
Yin muss in unserem Leben wieder mehr Raum einnehmen, nicht nur als Mode-Erscheinung sondern als Lebenselixier. Denn ohne Yin brennen wir aus. Nur wenn Yin und Yang zu gleichen Teilen sein dürfen, schließt sich der Kreis.