In meiner TCM-Ausbildung lernten wir wie der Qi-Fluss in den Meridianen durch Farben, Aura-Soma und Schüsslersalze beeinflusst werden kann. Es faszinierte mich, dass das Auftragen des Aura-Soma-Öls „Orange über Orange“ die Heilung von Schockerlebnissen bei traumatisierten Patienten unterstützt werden kann. Wir trugen das Öl auf bestimmte Meridiane auf und massierten es in Energieflussrichtung ein. Diese Massage bewirkte bei manchen sofortige Erleichterung. Einige durchlebten tiefe Prozesse, fühlten sich aber dennoch gehalten und getragen. An diese Erfahrung denke ich heute noch oft zurück. Sie zeigte mir wie wertvoll Pflanzenmedizin ist und wie sie mit dem Wissen der traditionellen chinesischen Medizin harmoniert.
Als Jahre später die ätherischen Öle in mein Leben kamen, erinnerte ich mich daran, was ich gelernt hatte. Zunächst war ich bei der Anwendung eher verkopft. Ich übersetzte die Pflanzenwirkung in die Sprache der TCM und ordnete sie nach Thermik und Element, was mich aber sehr einschränkte. Ich verstand, dass die Pflanzen-Essenzen eine ganz eigene Sprache hatten. So begann ich zu kombinieren und verband westliches und östliches Wissen – nichts anderes ist die Aromapressur.
Wichtig ist, dass die Eigenschaften der Pflanze mit den Qualitäten der Akupunkturpunkte harmonieren. Das ätherische Öl und der Akupunkturpunkt sollten im besten Fall dieselbe Sprache sprechen. Aus meiner Erfahrung hat nicht jedes Öl dasselbe Potential an Wirkkraft im Zusammenspiel mit der Akupressur. Manche Öl-Akupunktur-Kombinationen können sogar eher unangenehm sein.
Nehmen wir an Frau Mayer wünscht sich mehr innere Ruhe und Balance. Sie fühlt sich oft umtriebig und kann abends schlecht entspannen. Innere Unruhe und Rastlosigkeit sind ein Zeichen für ein ruheloses Herz – auch Herz-Yin-Mangel genannt. In Frage kommen einige Akupunkturpunkte der Herz-Nieren-Achse.
Ein all-time Favorite ist jedoch der Akupunkturpunkt Herz7. Herz7 liebt Lavendel-Öl, das mit seinen Yin-Qualitäten besonders auf der Herz-Ebene schwingt.
Eine weitere Möglichkeit wären Melisse und Neroli. Beide Pflanzen sind Herzschmeichler – jedoch mit anderen Qualitäten, die insbesondere auf der emotionalen Ebene wirken. Würde Frau Mayer Nelkenöl auf ihr Handgelenk auftragen, weil sie den Duft so gerne mag, könnte dies ihre innere Unruhe beschleunigen und die Yang-Aspekte fördern.
Was also ist Aromapressur?
Bei der Aromapressur werden wenige Tropfen ätherische Öle auf Akupunkturpunkte aufgetragen. Die Punkte werden gehalten, massiert oder gedrückt, um den Qi-Fluss anzuregen.
Die Aromapressur ist ein kraftvolles Hilfsmittel zur Selbsthilfe. Sie unterstützt in emotionalen Prozessen, bei Umbrüchen, bei Zyklusbeschwerden und körperlichen Herausforderungen. Die Pflanzenkraft wirkt in tiefen Schichten und dreht an so manchen Schrauben. Sie nimmt uns jedoch unsere Themen nicht ab und ganz und gar ist sie kein Ersatz für eine Therapie oder medizinische Fürsorge.
Verwendet sollten ausschließlich naturreine ätherische Öle oder sogenannte Therapieöle, die eine besondere Reinheit und Qualität auszeichnen. Diese sollten gerade zu Beginn mit einem Trägeröl verdünnt werden, da sie hochkonzentriert sind und möglicherweise Hautreizungen verursachen können.